Logistikmarktstudie Schweiz 2025 & Ausblick

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Logistikmarktstudie Schweiz 2025

Drei Logistikmarktstudien wurden in diesem Jahr von der GS1 Switzerland in Zusammenarbeit mit dem Institut für Produktions- und Supply Chain Management der Universität St. Gallen herausgegeben. Ludwig Häberle und Nadine Häberle, beide Co-Autoren der Studien, fassen das Logistikjahr aus analytischer Sicht zusammen und geben Einblick in die Hauptthemen der Studie 2026.

Ausblick auf die erste Ausgabe im Jahr 2026 

Die nächste Ausgabe der Logistikmarktstudie richtet den Blick auf zwei Entwicklungen, welche die Schweizer Logistik in den kommenden Jahren prägen. Zum einen stösst die Verkehrsinfrastruktur zunehmend an ihre Be­lastungsgrenzen: Die anhaltend steigende Verkehrs­netzbeanspruchung führt zu längeren Stauzeiten und Engpässen auf Strasse und Schiene. Die Studie beleuchtet, wie sich diese Entwicklung auf Versorgungssicherheit und Lieferketten auswirkt - und welche innovativen Logistikkonzepte, Service-Modelle und politischen Massnahmen geeignet sind, zukunftsfähige Lösungs­ansätze zu realisieren.

Zum anderen rollt eine stille Kostenlawine durch die Logistik-IT. Fragmentierte Systemlandschaften, vielfältige Schnittstellen und steigende Lizenzkosten, verstärkt durch den Umstieg in die Cloud, treiben den Aufwand in die Höhe. Die Untersuchung zeigt auf, wie Unternehmen ihre IT gezielt verschlanken, Kosten unter Kontrolle bringen und digitale Effizienzpotenziale nutzen können.

Im Kern stellt die Studie die Frage, wie die Schweizer Logistik mit überlasteten Verkehrssystemen und einer immer teureren, komplexen IT gleichzeitig umgehen kann - und welche strategischen Weichen heute ge­stellt werden müssen, damit die Branche auch künftig leistungsfähig bleibt.

Abgerundet wird die erste Ausgabe im Jahr 2026 durch die Top-100 Liste der grössten Logistikdienstleister in der Schweiz sowie die neue Berechnung des Schweizer Logistikgesamtmarktvolumens.

Die Logistikmarktstudie Schweiz 2025

Als Anfang des Jahres die Schlag­zeile «Online-Einkaufstourismus wächst dank Temu, Shein und Co.» die Runde macht, wird deutlich, dass die Schweiz sich mitten in einem logistikpolitischen Real­zeit-Experiment befindet. Kaum ein anderes Phänomen zeigt so unmittelbar, wie globale Plattformen, neue Geschäftsmodelle und milliardenschwere Warenströme das bestehende Logistiksystem herausfordern: gesetz­liche Rahmenbedingungen werden in Echtzeit getestet, Zoll- und Umsatzsteuerprozesse an ihre Grenzen geführt, lnfrastrukturengpässe sichtbar gemacht und Marktme­chanismen neu ausgelotet.

Die drei Ausgaben der Logistikmarktstudie 2025 be­leuchten, was hinter dieser Entwicklung steckt - und wie tief die Veränderungen tatsächlich greifen. Die erste Ausgabe analysiert die Paketflut aus Asien, welche die Logistikarchitektur neu sortiert. Die zweite Ausgabe rückt strukturelle Trendverschiebungen in den Fokus: sinkende C02-Emissionen im Strassengüterverkehr, logistische Flächenknappheit und der fortschreitende Aufstieg autonomer Anwendungen in der Logistik. Die dritte Ausgabe schliesslich dreht die Perspektive hin zu den Menschen, welche das Logistiksystem tragen: Aus­zubildende, Fachkräfte und Young Professionals, deren Erwartungen, Kompetenzen und Bindung die Zukunfts­fähigkeit der Branche prägen. Gemeinsam zeichnen die drei Studienausgaben das Bild einer Schweizer Logistik, die sich inmitten tiefgreifender Veränderungen neu erfinden muss.

Download - Ausgabe 03 (November 2025): Logistik im Wandel - Zukunftskompetenzen & Personalbindung

Die Logistik befindet sich im tiefgreifenden Wandel: Automatisierung, Digitalisierung und neue Technologien verändern Aufgaben, Prozesse und Kompetenzprofile. Was früher primär körperlich geprägt war, ist heute zunehmend datengetrieben und technologisch an­spruchsvoll. Eine Untersuchung mit Interviews aus H R, Ausbildung und Management sowie einer Befragung junger Mitarbeitender zeigt: Der Wandel betrifft nicht nur die Berufsbilder, sondern auch die Erwartungen der jungen Generation.

Die moderne Logistik bietet vielseitige Tätigkeiten, span­nende Technologien und attraktive Karrierewege - zu­gleich wirken Schichtarbeit, hoher Zeitdruck, niedrige Löhne und ein veraltetes Branchenimage abschreckend auf viele potenzielle Nachwuchskräfte. Jedoch zeigt sich auch: Sobald junge Menschen Einblick in die Branche erhalten, erleben sie diese häufig als wesentlich viel­seitiger als zuvor angenommen. 

Um Talente zu halten, reicht eine marktgerechte Entlöh­nung nicht mehr aus. Entscheidend sind professionelles Onboarding, eine wertschätzende und unterstützende Führungskultur, Flexible Arbeitszeitmodelle und gesunde Arbeitsbedingungen. Ebenso wichtig sind klare Ent­wicklungsmöglichkeiten, Job-Rotationen, Weiterbildung und eine Arbeitgebermarke, die Sinn, Werte und die Vielfalt logistischer Aufgaben glaubhaft vermittelt. Junge Generationen suchen Identifikation, Perspektiven und echte Lernchancen - und wechseln, wenn sie diese nicht finden. 

Die Analyse zeigt zudem, welche Kompetenzen künftig gefragt sind: digitale und IT-bezogene Fähigkeiten, Datenkompetenz, analytisches und vernetztes Denken, Team- und Kommunikationsstärke sowie Resilienz, Lern­bereitschaft und Verantwortungsbewusstsein. U nterneh­men, die ihre Ausbildung modernisieren und Flexible, attraktive Arbeitswelten schaffen, können die Logistik als spannendes Zukunftsfeld positionieren. Wer an über­holten Strukturen festhält, läuft Gefahr, den Anschluss beim Nachwuchs zu verlieren. 

Ausgabe 02 (Juli 2025): Nachhaltigkeit, Flächenknappheit und Autonomes Fahren

Die zweite Ausgabe der Logistikmarktstudie zeigt, dass sich in der Schweizer Logistik mehrere strukturelle Trends parallel verstärken. Deutlich sichtbar wird dies bei der Entwicklung der Emissionen im Strassengüterverkehr. Erstmals seit mehr als zwei Jahrzehnten sinken die C02-Emissionen messbar primär aufgrund technologischer Fortschritte. Zwischen 2022 und 2023 gingen die Emissionen des Strassengüterverkehrs um 11,6 Prozent zurück - der stärkste dokumentierte Rückgang seit Beginn der Messreihen. Der Rückgang ist neben konjunkturell bedingten Volumenrückgängen auch auf die zunehmen­de Verbreitung alternativer Antriebe zurückzuführen: 11,8 Prozent der schweren Neuzulassungen im Jahr 2024 waren elektrisch, und der Bestand elektrischer Lastwagen hat sich innerhalb von drei Jahren verdrei­facht. Die seit 2025 geltende C02-Abgabe für schwere Fahrzeuge verstärkt diesen Trend und setzt neben der LSVA-Befreiung zusätzliche Anreize für Investitionen in emissionsfreie Flotten. 

Parallel verschärft sich die Lage auf dem Logistikflächen­markt. Während der Gesamtbestand an Logistikflächen von rund 26,5 Mio. Quadratmetern nur moderat zunimmt, steigt die Nachfrage nach geeigneten Lager- und Um­schlagsflächen perspektivisch weiter an. Besonders im «goldenen Dreieck» zwischen Zürich, Bern und Basel sind verkehrsgünstige Flächen kaum zu finden, der Flächen­engpass verschärft sich. Die Verfügbarkeit geeigneter Flächen wird damit zu einem immer wichtigeren Standortfaktor für Unternehmen. Die Studie zeigt, dass moderne Logistikprojekte zunehmend auf verdichtete Bauweisen, vertikale Strukturen und automatisierte Lagersysteme setzen, um den begrenzten Raum effizient zu nutzen. Aktuelle Logistikimmobilienprojekte verdeutlichen, dass energieautarke Gebäudekonzepte und hohe Automati­sierungsgrade zu zentralen Planungsparametern neuer Logistikimmobilien werden. 

Ein dritter Schwerpunkt der Juli-Ausgabe ist der Stand der autonomen Fahrzeugtechnologie. Die im März 2025 in Kraft getretene Verordnung zum automatisierten Fah­ren schafft erstmals einen klaren Rechtsrahmen für den Einsatz hochautomatisierter Level-3-Systeme sowie für fahrerlose Fahrzeuge in definierten Betriebsbereichen. Die Studie ordnet diese Entwicklungen realistisch ein: Während der öffentliche Verkehr und umgebungsseitig komplexe Innenstadtbereiche aufgrund hoher System­anforderungen kurzfristig kaum erschliessbar sind, ergeben sich im Werk- und Shuttle-Verkehr bereits heute praktikable Einsatzfelder. Pilotprojekte, etwa im innerbetrieblichen Transport oder in klar abgegrenzten Logistikarealen, zeigen, dass autonome Systeme punktuell betrieblich integriert werden können. Für Anwendungen auf Nationalstrassen bleiben weitere Fortschritte in der Dateninfrastruktur notwendig - insbesondere hochprä­zise digitale Karten und verlässliche Umgebungsdaten.

Ausgabe 01 (März 2025): Cyberbedro­hungen und anhaltender Cross-Border E-Commerce aus Asien

Der E-Commerce aus Fernost prägt die Schweizer Logistik mit rund 100.000 täglich eingehenden Sendungen, nachhaltig. Die Volumenströme verändern Abläufe entlang der gesamten Importkette und führen zu einer höheren Beanspruchung von Logistikarchitektur, Luftfrachtkapazitäten und Sortierzentren. Die Schweiz erlebt anschaulich, wie die die steigende Nachfrage des Cross-Border Onlinehandels die Logistikketten steuert und dabei die Grenzen der logistischen Leistungsfähigkeit der Infrastruktur verschiebt. Die Logistikmarktstudie zeigt, dass der zunehmende E-Commerce aus Asien unterschiedliche Auswirkungen auf die Schweizer Logistik und Volkswirtschaft hat. 

Auf der Chancenseite stehen zusätzliche Sendungs­volumina, eine steigende Nachfrage nach logistischen Dienstleistungen sowie Beschäftigungseffekte in Bereichen wie Umschlag und Transport. Gleichzeitig entstehen - nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Wettbewerbs­strukturen - neue Herausforderungen: Bestehende Infrastrukturen werden stärker belastet, und die Ab­wicklung wird komplexer. Mit der seit 2025 geltenden Mehrwertsteuerpflicht für ausländische Versender und der vorgesehenen Harmonisierung der vorgezogenen Recyclinggebühr ziehen regulatorische Anpassungen nach, um auf die veränderten Marktbedingungen zu reagieren. Diese Massnahmen zielen darauf ab, Wettbewerbskonstellationen fair anzugleichen und neu entstandene Lücken im Abgabesystem zu schliessen.

Die starke Vernetzung logistischer Systeme, der steigende Einsatz von KI und automatisierten Prozessen sowie der kontinuierliche Datenaustausch zwischen Dienstleistern, Kunden, Behörden und Partnern schaffen eine komple­xe digitale Infrastruktur, die anfällig auf Störungen ist. Damit rückt die Ausgabe auch die digitale Verwund­barkeit der Logistik in den Fokus, wobei IT-Systeme potenzielle sicherheitsrelevante Einfalltore für einzel­ne Unternehmen und ganze Wertschöpfungssysteme darstellen. Die Herausforderungen des Jahres 2025 sind nicht nur physischer, sondern zunehmend digitaler Natur - und die Resilienz der Schweizer Logistik hängt ebenso von ihrer IT-Sicherheit wie von ihrer operativen Leistungsfähigkeit ab. 

Das Logistikjahr Schweiz 2025 wurde für Sie analysiert und zusammengefasst von der Co-Autorin und dem Co-Autor der Studie:

Nadine Häberle 
Wissenschaftliche Mitarbei­terin & Doktorandin, Institut für Produktions- und Supply Chain Management (PSCM­HSG), Universität St. Gallen

Dr. Ludwig Häberle 
Postdoctoral Researcher & Vizedirektor, Institut für Pro­duktions- und Supply Chain Management (PSCM-HSG), Universität St. Gallen 

Erschienen ist dieser Artikel im Swisstrans Magazin 11/12 2025. 

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